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Keller-Sutter lobt Vance-Rede als «Plädoyer für die direkte Demokratie»

Bundespraesidentin Karin Keller-Sutter spricht an einer Medienkonferenz ueber die finanzpolitische Standortbestimmung zum Voranschlag 2026 und das provisorische Rechnungsergebnis 2024 am Mittwoch, den ...
Bundespräsidentin Keller-Sutter, hier an einer Medienkonferenz am 12. Februar in Bern, teilt nach eigenem Bekunden viele der von US-Vizepräsident Vance in seiner Rede erwähnten Werte.Bild: keystone

Keller-Sutter lobt Vance-Rede als «Plädoyer für die direkte Demokratie»

15.02.2025, 16:32
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Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat die Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance an der Sicherheitskonferenz in München als «Plädoyer für die direkte Demokratie» bezeichnet. Sie teile viele der von Vance erwähnten Werte, sagte die FDP-Politikerin .

Damit stellte sie sich gegen die empörten Reaktionen vieler anderer europäischer Staats- und Regierungschefs. In dem am Samstag in der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» veröffentlichten Interview hielt Keller-Sutter fest, Vance habe über «liberale Werte» gesprochen, die es zu verteidigen gelte und die sie teile.

Dazu gehörten Werte «wie Freiheit und die Möglichkeit für die Bevölkerung, ihre Meinung zu äussern. Es war ein Plädoyer für die direkte Demokratie. So kann man es lesen», sagte sie gegenüber der Zeitung. Insofern seien Vance' Äusserungen «in einem gewissen Sinn sehr schweizerisch» gewesen.

Auch habe Vance das sehr liberale Prinzip zum Ausdruck gebracht, dass man nicht nur andere Meinungen anhöre, sondern sich auch dafür einsetze, dass sie geäussert werden dürfen, sagte die Finanzministerin weiter.

>>> Alle News zur Münchner Sicherheitskonferenz

«Der Schweiz nicht würdig»

Die Grünen reagierten mit Einspruch: «Nein, Frau Bundespräsidentin», schrieben sie in einem Communiqué. Die Rede von Donald Trumps Vizepräsidenten entspreche nicht den Werten und Institutionen der Schweiz. Eine derartige Wertschätzung für Vance' Rede auszudrücken, sei «der Schweiz nicht würdig», hielten die Grünen fest.

GLP-Nationalrätin und -Fraktionspräsidentin Corina Gredig (ZH) schrieb auf der Nachrichtenplattform X, die Rede als liberal zu bezeichnen, sei «absurd». Die Diktaturen Russlands und Chinas seien die Bedrohungen von Freiheit und Demokratie. Vance' vermeintliche grösste Gefahr aus dem Inneren sei eine klare «Verharmlosung autoritärer Aggressoren».

Corina Gredig, Fraktionspraesidentin, spricht anlaesslich der Delegiertenversammlung der Gruenliberalen Partei Schweiz (GLP) vom Samstag, 19. Oktober 2024 in Rueschlikon. (KEYSTONE/Christian Beutler)
GLP-Nationalrätin und -Fraktionspräsidentin Corina Gredig (ZH).Bild: keystone

Standpauke für Europa

US-Vizepräsident J.D. Vance hatte die europäischen Verbündeten auf der Münchner Sicherheitskonferenz ungewöhnlich scharf attackiert und sie vor einer Gefährdung der Demokratie aus dem Inneren gewarnt. Die Meinungsäusserungsfreiheit in Europa schwinde zusehends.

Er nahm indirekt Bezug auf die deutsche Debatte über eine Abgrenzung von der AfD: «Es gibt keinen Platz für Brandmauern», sagte er. «Die Demokratie beruht auf dem heiligen Grundsatz, dass die Stimme des Volkes zählt.» Entweder man halte dieses Prinzip aufrecht oder nicht.

epa11895768 US Vice President JD Vance speaks during the 61st Munich Security Conference (MSC), in Munich, Germany, 14 February 2025. High-level international decision-makers meet at the 61st Munich S ...
US-Vizepräsident Vance bei seiner Rede in München.Bild: keystone

Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz verbat sich eine Einmischung in den aktuellen Wahlkampf. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius entgegnete mit Kritik an der US-Regierung. In hiesigen Pressekonferenzen würden auch Medien zugelassen, die russische Propaganda verbreiteten.

Trump hatte am Freitag die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) aus dem Weissen Haus und der Präsidentenmaschine verbannt. AP nennt den Golf von Mexiko weiterhin nicht Golf von Amerika, wie das Trump dekretiert hatte. (sda)

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590 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fediverse
15.02.2025 16:48registriert Januar 2025
Ein amtierender Bundesrat lobt die Rede von Vance, einem Mann der die Meinungsfreiheit und Gewaltentrennung missachtet, mir wird schlecht.
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fant
15.02.2025 16:45registriert Oktober 2015
Nein, Frau KKS.

Auch in einer direkten Demokratie darf die Mehrheit nicht einfach beschliessen, eine (wie auch immer bestimmte) Minderheit "einfach so" zu benachteiligen.

Eine Demokratie ist nicht eine Diktatur der Mehrheit.
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ingmarbergman
15.02.2025 16:45registriert August 2017
FDP am Abgrund zum Faschismus. Leider steht die ehemals staatstragende Partei schon lange nicht mehr für die Schweiz ein.

Die Zivilisationsdecke ist dünn. Es braucht nicht viel und FDP/SVP würden die Schweiz in eine Diktatur stürzen.
Wir sehen bei Trump wie schnell es gehen kann.
Noch haben wir Eidgenossen die Macht, SVP/FDP aufzuhalten. Passen wir auf unsere Heimat auf!
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