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Russland mischt sich laut den USA in die Präsidentenwahl ein

Attorney General Merrick Garland speaks during a meeting of the Justice Department's Election Threats Task Force, at the Department of Justice, Wednesday, Sept. 4, 2024, in Washington, with Deput ...
Justizminister Merrick Garland hat schwere Vorwürfe in Richtung Moskau erhoben, die Behörden ermitteln.Bild: keystone

USA gehen gegen russische Desinformation bei US-Präsidentenwahl vor – Influencer im Visier

Im Zentrum der Ermittlungen steht der staatliche Propaganda- und Desinformations-Sender RT (ehemals Russia Today). Die Russen sollen laut Anklage amerikanische Influencer bezahlt haben.
04.09.2024, 20:0405.09.2024, 10:28
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Die US-Regierung wirft Russland eine Einmischung in die bevorstehende Präsidentenwahl im November vor. Die USA belegten mehrere Personen und Organisationen mit Sanktionen, darunter Vertreter des staatlichen russischen Propaganda-Senders RT, wie das Finanzministerium in Washington mitteilte.

Nach Einschätzung der US-Regierung werden Einflussversuche in Moskau von ganz oben initiiert. US-Justizminister Merrick Garland sagte, der innere Kreis rund um Kremlchef Wladimir Putin habe russische PR-Firmen angewiesen, «Desinformation und staatlich geförderte Narrative als Teil einer Kampagne zur Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahlen 2024 zu fördern».

Deepfakes und gezielte Desinformation

Das US-Finanzministerium beklagte, Akteure, die vom russischen Staat unterstützt würden, setzten seit langem eine Vielzahl von Instrumenten wie künstliche Intelligenz, sogenannte Deepfakes und gezielte Desinformationen ein, um das Vertrauen in die Prozesse und Institutionen rund um US-Wahlen zu untergraben.

Das US-Justizministerium habe von Russland gelenkte, bösartige Einflusskampagnen unterbunden, bei denen gefälschte Medien-Seiten verwendet wurden. Die entsprechende Methode wird «Doppelgänger» genannt und kam auch schon in Europa zum Einsatz.

Anfang 2024 hätten RT-Führungskräfte zudem damit begonnen, auf verdeckte Weise unwissende amerikanische Influencer aus sozialen Medien für Einflussversuche zu rekrutieren. RT habe eine Scheinfirma genutzt, um die eigene Beteiligung oder die Beteiligung der russischen Regierung daran zu verschleiern.

  • RT arbeitete laut US-Justiz mit der US-Firma Tenet Media in Tennessee zusammen, um möglichst viele virale Online-Inhalte zu erstellen.
  • Diese Firma habe Verträge mit US-amerikanischen Social-Media-Influencern abgeschlossen, um ihre Inhalte auf Social-Media-Plattformen wie TikTok, X, Instagram und YouTube zu verbreiten.
  • Seit November habe die Firma mehr als 2000 Videos publiziert, die auf YouTube über 16 Millionen Mal angesehen wurden, heisst es in der Anklageschrift.
  • Tenet wurde im November 2023 mit in rechten und rechtsextremen Kreisen bekannten Persönlichkeiten lanciert, darunter Benny Johnson, Tim Pool, David Rubin und Lauren Southern. Diese Influencer bestreiten, von der Kreml-Verbindung gewusst zu haben.
  • Die Videos, die die Influencer für Tenet Media erstellten, behandelten regelmässig konservative Themen wie «Migrantenbanden», Transgender-Personen, Online-Zensur sowie Angriffe auf Vizepräsidentin Kamala Harris und Präsident Joe Biden.
Ziel der russischen Einflussnahme auf verschiedenen Wegen ist es auch gewesen, die Unterstützung der USA für die von Russland angegriffene Ukraine zu untergraben.

Auch RT-Chefin von Sanktionen betroffen

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte: «RT ist nicht mehr nur ein Propaganda-Arm des Kremls.» Der Sender werde benutzt, um verdeckte russische Einflussnahmen voranzutreiben. Ziel sei es, Zwietracht zu säen, Desinformation zu betreiben und Narrative zugunsten Russlands und zuungunsten der Ukraine in Umlauf zu bringen.

Von den Strafmassnahmen betroffen sind unter anderem die RT-Chefredaktorin Margarita Simonjan und andere Personen aus der Führungsriege des Senders.

Als Folge der Sanktionen werden etwaige Vermögenswerte der Betroffenen in den USA eingefroren. Geschäfte mit ihnen werden US-Bürgern untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger.

Kreml streitet alles ab

Russland bezeichnete die Sanktionen als Angriffe der USA auf russische Medien. Sie seien Teil einer Kampagne, um den nationalen Informationsraum von abweichenden Meinungen zu sterilisieren, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa. «Offensichtlich schaffen diese gut durchdachten Aktionen einen medialen Hintergrund für die Umsetzung entsprechender Kampagnen», sagte sie vor Journalisten auf die Frage nach den US-Sanktionen.

Ein wiederkehrendes Problem

Schon bei früheren US-Wahlen hatte sich Moskau nach Angaben offizieller amerikanischer Stellen eingemischt. Nach Ansicht der US-Geheimdienste setzte sich Russland bei der Wahl 2020 für den Republikaner Donald Trump ein und bemühte sich, dem Demokraten Joe Biden zu schaden. Moskau habe den Ausgang der Wahl beeinflussen und Unfrieden im Land säen wollen, hiess es in einem veröffentlichten Geheimdienst-Bericht.

Auch bei der Wahl 2016 hatte Russland nach Überzeugung der US-Sicherheitsbehörden zugunsten des Kandidaten Trump interveniert, um die Demokratin Hillary Clinton auszubremsen. Ein Sonderermittler untersuchte später mögliche illegale Absprachen zwischen Russland und Trumps Team. Dafür gab es keine ausreichenden Hinweise.

Mit Blick auf das wiederkehrende Problem sagte Kirby, bei den Gegenmassnahmen der US-Regierung gehe es darum, solche Einflussversuche schwerer zu machen. «Wird es das völlig unmöglich machen? Wahrscheinlich nicht, denn sie werden Umgehungsmöglichkeiten finden.»

Auch der Iran greift an

Kirby betonte, nicht nur Russland versuche, die amerikanische Demokratie zu destabilisieren. Auch Garland mahnte, zu beobachten seien unter anderem «zunehmend aggressive iranische Aktivitäten» im laufenden Wahlkampf.

US-Geheimdienste hatten den Iran zuletzt für einen Hacker-Zugriff auf interne Kommunikation von Trumps Wahlkampfteam verantwortlich gemacht. Die Iraner hätten versucht, Zugang zu Personen mit direkter Verbindung zu den Wahlkampfteams der Republikaner und auch der Demokraten zu erhalten.

«Diese Aktivitäten, einschliesslich Diebstähle und Enthüllungen, zielen darauf ab, den Wahlprozess in den USA zu beeinflussen», hiess es in einem Bericht der Sicherheitsbehörden. Der Iran versuche, «Zwietracht zu schüren und das Vertrauen in unsere demokratischen Institutionen zu untergraben». Auch das Wahlkampfteam von US-Vize Kamala Harris gab zuletzt bekannt, Ziel eines ausländischen Cyberangriffs geworden zu sein.

(dsc/sda/dpa)

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HugiHans
04.09.2024 20:25registriert Juli 2018
Ähm, inhaltlich etwas dürftig aber wenig überraschend. Bei vergangenen Wahlen fand man konkrete Beweise dafür., nicht nur in der USA. Warum sollte es diesmal anders sein?

Update erwünscht!
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Cpt. Jeppesen
04.09.2024 21:16registriert Juni 2018
Eigentlich schon verrückt. Die Russen machen in den USA, aber auch in Europa und in afrikanischen Staaten das wofür man in Russland eingesperrt wird. Sie verbreiten (toxische) Meinung in Staaten in denen es Meinungsfreiheit gibt. Während man in Russland eingesperrt wird, wenn man mit einem weissen Blatt Papier an der Ecke steht, gibt es keine moralischen Grenzen in dem was die russische Führung im Ausland schamlos an Schaden anrichten.
Ach ja, Gruss vom Brexit, das war ja auch nur eine Meinung...
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JBV
04.09.2024 20:17registriert September 2021
Der Staat muss wachsam sein und Einschreiten wo notwendig um den demokratischen Prozess sicher zu stellen.
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