Marjorie Taylor Greene – das ist die mit den jüdischen Laser-Kanonen aus dem All – setzte jüngst einen Post auf X ab, der einmal mehr Aufmerksamkeit erregte. Sie wandte sich darin gegen einen Post einer gewissen Laura Loomer, die ihrerseits zuvor auf Trumps Plattform Truth Social gepostet hatte, mit dem Inhalt: Sollte Kamala Harris die nächste Präsidentin der USA werden, werde das Weisse Haus nach Curry stinken.
Greene bezeichnete diesen Post als «entsetzlich und extrem rassistisch». Gegenüber Reportern ging sie gar noch einen Schritt weiter: «Sie (Loomer) repräsentiert nicht MAGA. Sie repräsentiert nicht, wer wir als Republikaner sind. Und sie hat nicht die Erfahrung und die Mentalität, die es braucht, um als Beraterin in einem Wahlkampf um die Präsidentschaft wirken zu können.»
Bisher galt allgemein die Ansicht, dass einzig Dschingis Khan allenfalls noch rechts von MTG stehen könnte. Wer also ist diese Frau, die dieses Kunststück vollbracht hat?
Loomer ist 31 Jahre alt, stammt aus Florida und hat eine eindrückliche Karriere als rechtsextreme Aktivistin hinter sich. Sie begann als verdeckte Agentin für Project Veritas, eine konservative Organisation, die immer wieder angebliche Skandale der Progressiven aufdeckt – oder das zumindest behauptet.
2017 hat Loomer sich an das Twitter-Büro in New York gekettet, um gegen die Immigration zu protestieren. 2020 und 2022 hat sie zweimal vergeblich für einen Sitz im Abgeordnetenhaus kandidiert und dabei voll auf die anti-islamische Karte gesetzt. In der Folge wurde sie deshalb von Facebook, Instagram, Lyft, Uber, Venmo (das amerikanische Twint) und PayPal verbannt. Als Ron DeSantis gegen Trump antrat, warf sie dem Gouverneur von Florida vor, er missbrauche die Brustkrebs-Erkrankung seiner Frau für politische Propaganda.
Vor allem ist Loomer jedoch eine 9/11-Lügnerin, eine Art amerikanische Antwort auf unseren Daniele Ganser. Auch sie behauptet, nicht etwa Al-Qaida habe das Attentat auf das World Trade Center verübt, es sei vielmehr ein Inside-Job von CIA und FBI gewesen.
Als Trump ausgerechnet sie am Mittwoch an die Gedenkfeier dieses Attentats mitschleppte, rief das selbst bei seinen treuesten Speichelleckern Entsetzen hervor. «Die Geschichte dieser Person ist wahrhaft toxisch», erklärte beispielsweise Lindsey Graham. «Ich denke nicht, dass uns das nützen kann.»
Trump hingegen hat keinerlei Berührungsängste zu Loomer. Er nimmt sie mittlerweile regelmässig zu seinen Rallyes mit und lobt sie dabei in den höchsten Tönen. «Die grosse Laura Loomer – einige von euch kennen Laura – sie ist eine fantastische Person, eine grosse Frau», rief er beispielsweise im Juli an einer Rede in Nashville aus.
Natürlich hat Loomer auch das Haitianer-fressen-Katzen-und-Hunde-Gerücht weiterverbreitet. Trump hat derweil diese absurde These erneut bestätigt, wie auch sein gesalbter Vize J.D. Vance. In den sozialen Medien erntet er dafür Hohn und Spott. Doch die Sache ist alles andere als harmlos. Sie birgt jede Menge Sprengstoff. In Springfield (Bundesstaat Ohio), der Stadt, in der sich diese Vorfälle angeblich ereignet haben sollen, musste der Bürgermeister erneut eine Pressekonferenz einberufen, um die absurden Vorwürfe zu dementieren.
Mittlerweile haben sich auch Neonazis eingeschaltet. Sie randalieren in den Strassen und bedrohen die Haitianer. «Offensichtlich sind die negativen Reaktionen und die Drohungen schwer in den Griff zu bekommen», führte der Bürgermeister aus. «Wir möchten zusammen in die Zukunft blicken, aber das wird angesichts der Gewalt und der Drohung erschwert.»
Anlass für die Krawalle der Neonazis ist der Tod eines 11-jährigen Schülers, der bei einem Unfall mit dem Schulbus getötet wurde. Der Fahrer des Fahrzeugs war ein Haitianer. Der Vater des Knaben hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und klar und deutlich erklärt: «Mein Sohn wurde nicht ermordet. Er wurde zufällig von einem Immigranten aus Haiti getötet. Das ist eine Tragödie für diese Gemeinschaft, den Bundesstaat und die Nation, aber sie darf nicht als politische Hetze missbraucht werden.»
Im Umfeld von Trump werden jedoch immer öfter Figuren aus dem rechtsextremen Umfeld gesichtet. So hat er zweimal einen Typen auf seine Golfresidenz in New Jersey eingeladen, der wegen seiner Rolle beim Sturm aufs Kapitol zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war, und der nicht nur mit einem Hitler-Schnurrbart herumstolziert, sondern auch Nazi-Propaganda verbreitet. Am vergangenen Dienstag hat der Ex-Präsident auch 18 rechtsextreme Influencer in einem Hotelsaal in Philadelphia versammelt, darunter befand sich auch ein gewisser Jack Posbiec, der sich rühmen darf, das Pizzagate-Gerücht in die Welt gesetzt zu haben.
Gleichzeitig kämpft Trump verzweifelt um die Wählergunst. Seine politischen Vorschläge werden dabei immer absurder. Nachdem er das Trinkgeld von der Steuer befreien will, will er das Gleiche auch für die Bezahlung von Überstunden tun. Wie dieser Vorschlag in die Praxis umgesetzt werden kann, wird für immer sein Geheimnis bleiben.
Fachleute schütteln auf jeden Fall darob den Kopf. So erklärte etwa Douglas Holtz-Eakin, ein ehemaliger Direktor des Congressional Budget Office, im «Wall Street Journal»: «Die 180-Grad-Kehrtwende von Reagan zu Trump ist jetzt vollständig. (…) Die Steuerpolitik eines besoffenen Matrosen wäre disziplinierter.»
Eisern hält Trump zudem nach wie vor an der Behauptung fest, er habe die Debatte gewonnen. Das ist schon beinahe ein tragisches Beispiel von kognitiver Dissonanz. So hält Karl Rove, einst als Polit-Genie der Grand Old Party und Gehirn der Regierung von George W. Bush gerühmt, in einem Kommentar im «Wall Street Journal» fest:
Stell dir vor, dein Kind stirbt und du musst einem aufgebrachten Mob die Wahrheit erklären, weil ein Präsidentschaftskandidat Lügt.
Nicht zu fassen was jetzt schon wegen Trump alles abgeht.
Immer wenn man denkt jetzt, dass es nicht noch absurder geht, kommt ein noch hässlicherer Gnom (oder Gnomin) aus seinem Loch mit seinen Theorien.