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Cannabis-Legalisierung in der Schweiz: 2027 könnte es so weit sein

kiffen Joint
In der Schweiz soll bald auch der Konsum und der Anbau von Cannabis legal sein.Bild: shutterstock

Erster Schritt geschafft: So soll kiffen in der Schweiz legalisiert werden

Die Schweiz nähert sich dem staatlich erlaubten Kiffen. Am Freitag hat die Gesundheitskommission des Nationalrates grünes Licht für die Gesetzesvorlage gegeben.
14.02.2025, 16:4714.02.2025, 19:16
Viviane Vogel, Michael Graber / ch media
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Der Konsum von Cannabis ist in der Schweiz eine gesellschaftliche Realität. Das anerkennt auch die Gesundheitskommission. In einer Befragung haben 4 Prozent der 15- bis 64-Jährigen angegeben, im letzten Monat in der Schweiz gekifft zu haben.

Nun ist die Hanflegalisierung einen grossen Schritt weiter. Die Gesundheitskommission des Nationalrats hat am Freitag eine Gesetzesvorlage auf Kurs gebracht, die unter anderem den Anbau, den Handel und auch den Konsum von Cannabis entkriminalisieren will.

Anbauen: Ja, aber unter strengen Bedingungen

Derzeit erhält man für das Kiffen eine Ordnungsbusse. Das neue Gesetz würde es volljährigen Personen erlauben, Cannabis anzubauen, zu kaufen, zu besitzen und zu konsumieren. Für den Eigengebrauch dürften Privatpersonen künftig maximal drei weibliche Pflanzen anbauen. Neu wäre auch die gewerbliche Produktion erlaubt. Allerdings müssten Anbauer und Hersteller strenge Auflagen erfüllen, damit sie eine Bewilligung vom Bund erhalten. Der Export und Import könnte ebenfalls unter bestimmten Umständen bewilligt werden.

Der Verkauf soll einem staatlichen Monopol unterliegen. Es soll eine «limitierten Anzahl konzessionierten Verkaufsstellen» geben und auch ein Onlineanbieter. «Der Verkauf darf nicht gewinnorientiert erfolgen; allfällige Gewinne sind in die Prävention, Schadenminderung und Suchthilfe zu investieren», schreibt die Kommission. Für Cannabisprodukte gilt auch ein Werbeverbot.

Je stärker der Stoff, desto höher die Abgaben

Wer sich dem legalen Markt entzieht, soll nach dem neuen Gesetz härter bestraft werden. Weiter will der Bund die gesamte Lieferkette mithilfe eines «digitalen Nachverfolgungssystems» überwachen. Im Strassenverkehr bleibt die Nulltoleranz bestehen. Sobald man gekifft hat, gilt man als fahrunfähig. Ein allgemeines Verbot gilt auch uneingeschränkt für Minderjährige.

Auf den Verkauf von Cannabis wird eine Lenkungsabgabe geschlagen. So soll der Konsum beschränkt und zu «risikoärmeren» Formen gelenkt werden. Die Höhe der Abgabe ist demnach vom THC-Wert und der Konsumform abhängig. Die erzielten Erträge werden über die Krankenversicherung rückverteilt, dabei werden generelle Vollzugskosten des Bundes abgezogen.

Schon einmal an der Urne gescheitert

Knapp fünf Jahre knobelt das Parlament bereits, ob und in welchem Rahmen Cannabis legalisiert werden soll. Eingebracht hatte den Vorstoss alt Nationalrat Heinz Siegenthaler (Mitte/BE). Er wollte vor allem die Gesetze dem aktuellen Stand der Wissenschaft anpassen, den Schwarzmarkt austrocknen und auch Regeln für die Besteuerung von THC-haltigem Hanf auf den Weg bringen.

Soll Cannabis in der Schweiz legalisiert werden?

Anläufe, den Hanf-Konsum hierzulande zu entkriminalisieren, gab es schon mehrere Male. 2008 scheiterte eine entsprechende Initiative an der Urne – 63 Prozent der Stimmberechtigten sprachen sich gegen eine Legalisierung aus. Seither hat aber in der Schweiz eine leichte Entschärfung stattgefunden: Kiffen wird nur noch mit einer Ordnungsbusse geahndet und der Besitz von Kleinstmengen ist nicht mehr strafbar. Zudem wurde der Cannabiskonsum zu medizinischen Zwecken erlaubt.

In anderen Ländern gab es in den letzten Jahren ebenfalls Bewegung rund um das Thema Cannabis. Das erste Land, das kiffen legalisierte, war Uruguay im Jahr 2013. In Deutschland ist das seit vergangenem April möglich. Wer in Kanada und in einzelnen Bundesstaaten von Amerika Marihuana konsumiert, muss schon länger keine Furcht vor Strafe mehr haben. Die Erfahrungen, die diese Länder mit der Legalisierung gemacht haben, sind ebenfalls in den Gesetzesentwurf eingeflossen.

Frühstens 2027 könnte der legale Joint kommen

Auch in der Schweiz wäre ein früherer Entscheid möglich gewesen. Aufgrund der Komplexität der Vorlage nahm sich die Kommission jedoch zwei Jahre mehr Zeit. Sie tangiert nämlich alle möglichen Rechtsbereiche vom Wirtschafts- über Strassenverkehrs- bis sogar zum Völkerrecht. Die Präsidentin, Barbara Gysi, sagt: «Wir wollten von Anfang an auf eine starke Regulierung setzen.»

Sei ehrlich. Bist du grad am Kiffen?

Die Vorlage geht nun in die Vernehmlassung. Frühstens im kommenden Jahr wird sich dann das Parlament über die Vorlage beugen. Vor 2027 ist kaum mit einer Legalisierung zu rechnen. Und auch ein Referendum gegen die Vorlage ist möglich und gilt sogar als wahrscheinlich – die SVP hat bereits früher angetönt, dass sie ein solches unterstützen würde. Bis zum legalen Joint dauert es also noch ein Weilchen. (aargauerzeitung.ch)

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245 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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edi_the_eagle
14.02.2025 17:03registriert Februar 2022
Dieses Jahr kiffe ich seit 50 Jahren, Ob dss 2027 wirklich legal wird ?
Egal, ich kiffe weiter.
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alternativeseite
14.02.2025 17:24registriert Juni 2022
„ Die einzige Partei, die sich weiterhin klar dagegen stellt, bleibt die SVP. Sie ist prinzipiell gegen die Entkriminalisierung und befürwortet im Gegenteil ein härteres Vorgehen.“


Liebe SVP, ich bin prinzipiell dafür, dass Rassismus stärker kriminalisiert und härter verfolgt und bestraft wird…
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Christian Mueller (1)
14.02.2025 17:02registriert Januar 2016
Es wäre erst der erste Schritt. Absolut unfair ist auch die Nulltoleranz beim Fahren. 3 Wochen nach dem kiffen ist man sicher fahrtauglich. Spoiler: Man ist es bereits am nächsten Tag!
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