Hast du gewusst, dass bei Leukerbad so viel Thermalwasser natürlich aus der Erde sprudelt, wie sonst nirgends in Europa? Dass dem so ist, wussten die alten Römer vor rund 2000 Jahren vermutlich auch nicht. Aber bereits sie nutzten die Thermen in Leukerbad.
Der moderne Bädertourismus startete dann im Jahr 1501. Damals kaufte der Walliser Kardinal Matthäus Schiner Rechte an den warmen Quellen, liess Bäder errichten und ritt von seinem Schloss in Leuk mit prominenten Gästen zu den Quellen.
Im 16. Jahrhundert galten viele Regeln für die Nutzung der Bäder. Bis zu 10 Stunden täglich wurde verschrieben. Der sichtbare Erfolg einer Badekur stellte sich dann ein, wenn der Heilungssuchende einen Badeausschlag zeigte – mit geröteter und entzündeter Haut, die sich schliesslich schälte. Davon kam man später zum Glück ab.
Richtig los mit dem Kurtourismus ging es allerdings erst im 18. Jahrhundert. Durch erste Lawinenverbauungen wurde Leukerbad sicherer und der faszinierende Handelsweg hinauf zum Gemmipass und ins Berner Oberland wurde in den Fels gehauen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Leukerbad dadurch zum beliebtesten Kurort der Schweiz, da es jetzt mit der ersten Strasse für Fuhrwerke mit dem Rhonetal verbunden wurde.
Das moderne Wellnessangebot entwickelte sich ab 1961. Heute stehen mit der Leukerbad Therme, dem Walliser Alpentherme & Spa und der Therme 51° drei öffentliche Thermalbäder in Leukerbad. Aber was ist mit den Quellen? Insgesamt sprudeln in Leukerbad aus 65 Quellen rund vier Millionen Liter Thermalwasser. Täglich. Genutzt werden aber nur die acht ergiebigsten Quellen. Wir wollen die vier spektakulärsten besuchen. Diese befinden sich in der imposanten Dalaschlucht.
Wir starten mitten in Leukerbad und wandern aufwärts in die Dalaschlucht. Der Bergfluss entspringt am Südfuss des Balmhornmassivs. Doch das Wasser ist nicht nur eisig kalt. Denn vier Thermalwasserquellen sprudeln hier und mischen sich mit dem kalten Bergwasser. Braune Streifen an den Felswänden weisen auf den Eisengehalt des Thermalwassers hin.
Bald erreichen wir den Thermalquellen-Steg, der 2004 gebaut wurde. Spektakulär klammert sich dieser an die steilen Schluchtwände. Fast 600 Meter führt die Stahlkonstruktion in die wilde Schlucht und befindet sich immer mindestens sechs Meter über dem Fluss.
Unterwegs kommen wir am Seilzug vorbei, mit welchem man unten direkt neben dem Fluss warmes Wasser aus dem Quell-Ziehbrunnen mittels Seilzug schöpfen kann. Und tatsächlich: Das Wasser ist warm.
Wenig später erreichen wir den Höhepunkt der Wanderung: Erst die doch bisschen wacklige und 21 Meter lange Brücke über die Schlucht und dann der Blick auf den 35 Meter hohen, mehrstufigen Wasserfall, der hier in die Tiefe rauscht. Einige Treppen führen dann aus der Schlucht hinaus. Übrigens: Der Steg bis zum Wasserfall ist rollstuhlgängig.
Für den Rückweg wählen wir die Variante über das kleine Majingseeli, in welchem du baden kannst. Hier steht auch eine gut eingerichtete Grillstelle bereit.
Doch wie kommt das Thermalwasser eigentlich nach Leukerbad? Der Ursprung liegt zwischen dem Majing- und Torrenthorn auf 2300 bis 3000 Metern über Meer. Das Niederschlagswasser geht hier auf seine 40-jährige unterirdische Reise.
Im steilen Kluftsystem fliesst es bis 500 Meter unter den Meeresspiegel und steigt infolge von geothermischer Erwärmung als Thermalwasser wieder hinauf, wo pro Minute zirka 3000 Liter ungemischtes Thermalwasser sprudelt.
Übrigens: Die Brunnen in Leukerbad führen nicht nur kaltes Wasser. Einige der Brunnen enthalten warmes, natürliches Thermalwasser. Von den sieben Dorfbrunnen sind drei kalt, vier warm. Ein grosser Spass, das zu entdecken – egal, ob du weisst, dass du hier im Ort mit dem grössten Thermalwasser-Vorkommen Europas bist, oder nicht.
Der Audio Kommentar sowie Untertitel sind viel zu schnell.
Sowas tolles und dann so runtergeleiert. Da kommen nicht alle mit🤔
In Aix-les-Bains, Frankreich, werden täglich etwa 5,9 Millionen Liter Thermalwasser gefördert.
Die Thermalquellen von Saturnia in der Toskana fördern täglich etwa 800 Liter Thermalwasser pro Sekunde, was etwa 69 Millionen Liter pro Tag entspricht.