Wie geht es der Schweizer Bevölkerung? Das ergründet die Krankenversicherung CSS seit Beginn der Pandemie 2020 jährlich mit ihrer Gesundheitsstudie. Die Ergebnisse von 2022 zeigten: Der Schweizer Bevölkerung geht es gesundheitlich zunehmend schlechter. Besonders junge Frauen litten unter psychischen Problemen.
Und wie sieht es ein Jahr später aus? Nicht wirklich besser. Die heute veröffentlichte Gesundheitsstudie von 2023 zeigt, dass sich die Schweizer Bevölkerung noch immer schlechter fühlt als vor der Pandemie. Nur noch zwei Drittel der Befragten gaben an, dass es ihnen im vergangenen Jahr immer oder meistens gut ging. 2021 waren es noch drei Viertel. Ausserdem leiden nicht nur junge Menschen unter den Folgen der Corona-Pandemie, sondern auch zunehmend Seniorinnen und Senioren.
Im Auftrag der CSS befragte das Forschungsinstitut Sotomo 2432 Personen aus allen Sprachregionen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie kannst du hier nachlesen:
Personen, die über 65 Jahre alt sind, gliedert die CSS in die Gruppe «Seniorinnen und Senioren» ein. Ihr Gesundheitszustand hat sich deutlich verschlechtert. 46 Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren gaben an, sich nicht ganz gesund zu fühlen. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 30 Prozent. Ausserdem gaben die Seniorinnen und Senioren mit 39 Prozent deutlich am häufigsten an, zu schweigen und sich an niemanden zu wenden, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht.
Weil es ihnen schlechter geht, fallen Seniorinnen und Senioren auch häufiger wegen Krankheit aus: im Schnitt 4,5 Tage. 2020 waren es noch 2,6 Krankheitstage. Das ist fast eine Verdopplung. Die Studie vermutet, dass sich diese Zunahme zumindest teilweise dadurch erklären lässt, dass Infektionskrankheiten in der Schweizer Bevölkerung heute häufiger vorkommen als noch während der Pandemie, als Masken und Abstandsregeln die Bevölkerung schützten.
36 Prozent der Befragten gaben an, sich in den letzten zwölf Monaten oft kränklich oder gesundheitlich angeschlagen gefühlt zu haben. Mehr als zwei Drittel von ihnen sagen, sie litten an Erschöpfung und Müdigkeit. Das entspricht insgesamt einem Viertel der Bevölkerung.
Am zweithäufigsten nannten die Betroffenen mit 48 Prozent Schmerzen als Ursache für ihr Unwohlsein. 41 Prozent nannten wiederum Infektionskrankheiten wie Erkältungen oder Grippen als Grund. Damit litt aber nicht einmal die Hälfte der Kränkelnden besonders an Infektionskrankheiten. Die CSS schlussfolgert in ihrer Studie darum:
Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass diese Erschöpfung auf Covid-Erkrankungen zurückgehe. Die angeschlagene Gesundheit der Bevölkerung wirke sich auch auf den Alltag aus: Betroffene litten an Schlafproblemen und Bewegungsmangel, reduzierten gar ihr Sozialleben und litten unter angespannten Beziehungen.
Gemäss der Studie waren Frauen mit 5,1 Tagen in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt nicht nur deutlich häufiger krank als Männer (4,1 Tage), sie litten auch sonst häufiger an Erschöpfung, Müdigkeit, Schmerzen, Infektionskrankheiten, Stress und Niedergeschlagenheit.
Besonders jungen Frauen ging es gemäss den Studien 2021 und 2022 mental nicht gut. In diesem Jahr zeigt die Studie jedoch nur noch einen geringen Geschlechterunterschied bei der mentalen Gesundheit von jungen Erwachsenen. Im Schnitt gaben 40 Prozent von ihnen an, dass es ihnen emotional durchzogen bis schlecht geht. Damit ist der Anteil der jungen Erwachsenen, denen es psychisch gut geht, seit 2022 um 3 Prozent gestiegen.
Auffällige Geschlechterunterschiede lassen sich dennoch feststellen. Nur sind es diesmal vorwiegend Frauen zwischen 41 und 50 Jahren, die am häufigsten angeben, psychisch belastet zu sein. «Es ist das Lebensalter, in dem sich oft beruflicher und familiärer Stress vermischt», schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Insgesamt sinkt der Anteil der mental ganz Gesunden bei den 36- bis 65-Jährigen aber generell. Von 75 Prozent im Jahr 2021 auf heute 67 Prozent.
Geht es ihnen psychisch nicht gut, suchen sich 38 Prozent der Bevölkerung professionelle Hilfe. Doch für knapp die Hälfte von ihnen gestaltet sich diese Hilfesuche als eher schwierig bis sehr schwierig. Besonders junge Menschen, die ohnehin häufiger als der Rest der Bevölkerung ein schlechteres mentales Wohlbefinden aufweisen, gaben an, Mühe zu haben, professionelle Unterstützung zu erhalten. Dies auch, weil es schwierig ist, einen Therapieplatz zu erhalten, selbst wenn eine Person akut Hilfe benötigt, wie die CSS schreibt.